Permalink

0

Kommentar: Wenn KI die Suche übernimmt – und die Vielfalt verliert

Am 14. Oktober 2025 haben die Medienanstalten ein Gutachten vorgestellt. Es geht um Künstliche Intelligenz in Suchmaschinen – und darum, wie sehr sie den Journalismus verändert.

Der Hamburger Professor Dirk Lewandowski hat untersucht, wie Systeme wie ChatGPT, Bing Copilot oder Perplexity Suchergebnisse neu sortieren und oft selbst beantworten. Die Folge: Nutzerinnen und Nutzer bekommen fertige Antworten, ohne überhaupt noch eine journalistische Quelle zu öffnen.

Klingt praktisch. Ist es auch. Aber der Preis ist hoch. Sichtbarkeit, Reichweite und Einnahmen brechen für viele Medienhäuser weg. Besonders kleinere Verlage trifft das hart. Wenn der Traffic auf ihre Seiten um 30, 40 oder gar 50 Prozent sinkt, ist das nicht nur ein Warnsignal – es ist existenzbedrohend.

Was die Medienanstalten jetzt feststellen, wissen Redaktionen seit Jahren. KI-Systeme verändern den Informationsfluss radikal. Die Nutzenden bleiben in den geschlossenen Antwortwelten weniger Konzerne, deren Algorithmen entscheiden, was sichtbar bleibt und was verschwindet.

Natürlich ist es gut, dass die Medienaufsicht das Thema endlich aufgreift. Aber ehrlich gesagt: Das Gutachten kommt mindestens zwei Jahre zu spät. In der Zwischenzeit hat sich der Markt längst verschoben. KI-generierte Antworten dominieren die Suche, während journalistische Inhalte im digitalen Abseits landen.

Eva Flecken von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg warnt vor „vielfaltsverengenden“ KI-Antworten. Ihre Kollegin Eva-Maria Sommer spricht von einer „Monopolisierung der Meinungsmacht“. Beide haben recht. Doch Mahnungen allein reichen nicht. Es braucht Tempo, klare Regeln und den Mut, sich mit den großen Plattformen anzulegen.

Denn eines ist klar: Wenn Konzerne wie Google oder Microsoft bestimmen, welche Antworten relevant sind, wird es nicht einfach still. Es wird laut für einige wenige – und leise für viele andere. Diese Verschiebung verändert den gesellschaftlichen Diskurs. Und sie gefährdet die Balance, die eine Demokratie braucht.

Die Medienanstalten müssen handeln – schneller, entschlossener, lauter. Jede weitere Verzögerung schwächt unabhängigen Journalismus. Und ohne starke, vielfältige Stimmen verliert die Öffentlichkeit ihr Gleichgewicht.

Autor: Ertay Hayit

Ertay Hayit studierte Kommunikationswissenschaften. Er ist Journalist, Verleger und Geschäftsführer einer Werbeagentur und PR-Agentur in Köln. Mehrere hundert Sach- und Ratgeberbücher hat er als Herausgeber oder Verleger betreut. Ungezählt seine Artikel und Beiträge für Zeitschriften oder in den letzten 20 Jahren für Webmagazine. Als Chefredakteur und Verleger betreut er unter anderem diverse Internet-Magazine.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.