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Frankfurter Buchmesse 2025: Das Buch lebt – aber nicht mehr so, wie früher

Die Frankfurter Buchmesse 2025 ist im Grunde wie immer – und doch anders.


Sie bleibt der große Treffpunkt der Buchwelt, wirkt aber kleiner, übersichtlicher und luftiger. Weniger Ausstellerinnen und Aussteller, breitere Gänge, dafür mehr Bühnen, mehr Aktionen, mehr Raum für Begegnungen. Das tut der Messe gut, auch wenn sie insgesamt etwas an Glanz verloren hat.

Trotzdem bleibt eines wie gehabt: Das Medium Buch, so faszinierend und vielfältig es ist, wird immer noch erstaunlich brav inszeniert. Zwischen den mächtigen Auftritten der großen Verlage und den charmanten, aber oft übersehenen Nischen der kleinen Verlage bleibt vieles beim Alten. Gerade die kleinen Häuser, die mit Herzblut und Experimentierfreude dabei sind, wirken wieder eher wie dekoratives Beiwerk – und es sind deutlich weniger geworden. Das zeigt: Das Buch und seine Leitmesse stehen nicht gerade unter Aufwind.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Überall auf der Messe finden Lesungen, Diskussionen und Buchvorstellungen statt. Die Verlage bringen ihre Autorinnen und Autoren direkt an die Stände, schaffen Begegnungen und echte Gespräche. Das tut der Messe gut und macht sie lebendiger. Man merkt: Hier bewegt sich etwas.

Und dann die vielleicht schönste Neuerung überhaupt: Eine, auf die viele schon seit Jahrzehnten gewartet haben. Endlich dürfen Bücher auf der Frankfurter Buchmesse ab dem ersten Tag verkauft werden. Auch an den sogenannten Fachbesuchertagen, an denen früher striktes Verkaufsverbot herrschte. Ein Unding war das: Menschen kommen auf eine Buchmesse, blättern begeistert, wollen ein Buch mitnehmen und durften es nicht kaufen. Das hat sich endlich geändert. Natürlich wollte man früher den stationären Buchhandel schützen. Doch das wirkt heute wie eine nostalgische Idee aus einer anderen Zeit. Die Bezugsquellen für Bücher und Informationen sind längst vielfältig geworden. Dass man das nun auch auf der Messe verstanden hat, ist ein Fortschritt.

Trotz aller Veränderungen bleibt das Buch ein faszinierendes Medium. Aber es ist eben nicht per se „gut“ oder „wertvoll“. Entscheidend ist, was drinsteht – und wie sorgfältig es entstanden ist. In einer Welt, in der über Fake News und schlechte Inhalte in sozialen Medien gesprochen wird, darf man nicht vergessen: Auch gedruckt gab es schon immer schwache Texte und radikale Inhalte. Auch Hitlers „Mein Kampf“ war ein Buch. Man kann das Medium an sich also nicht verherrlichen.

Der Unterschied zur schnelllebigen Welt in den neuen Kommunikationsformen liegt im Prozess. Ein gutes Buch entsteht nicht über Nacht. Es durchläuft Phasen – von der Idee der Autorinnen und Autoren über den Austausch mit Agenturen oder Verlagen bis hin zum Lektorat, wo Lektorinnen und Lektoren Struktur und Tiefe schaffen. Dazu kommen vertriebliche Überlegungen, die prüfen, ob ein Buch überhaupt seine Leserinnen und Leser finden wird. Dieser mehrstufige Prozess macht ein Buch in vielerlei Hinsicht besser als schnell dahingetippte Social-Media-Posts.

Natürlich spielt auch die künstliche Intelligenz eine große Rolle auf der Messe. Viele Bücher entstehen inzwischen mit KI-Unterstützung. Es gibt Stimmen, die fordern, solche Werke müssten klar gekennzeichnet werden. Praktisch ist das kaum machbar, denn KI wird bald überall im Entstehungsprozess eine Rolle spielen. Interessanter fände ich den umgekehrten Weg: Bücher zu kennzeichnen, die von einem Menschen geschrieben wurden. Das würde den menschlichen Anteil – die Kreativität, das Denken, die Erfahrung – als etwas Besonderes herausstellen.

So war dieser Messetag insgesamt angenehm. Eine gute Atmosphäre, freundliche Menschen, viele, die mit Begeisterung und Energie bei der Sache sind. Und doch spürt man überall den Druck der neuen technologischen Entwicklungen, besonders durch KI. Die Buchbranche steht unter Spannung, aber auch vor Chancen.

Die Frankfurter Buchmesse 2025 zeigt: Das Buch lebt – mitten im Wandel. Vielleicht kleiner, aber wacher, nachdenklicher und hoffentlich ein Stück ehrlicher als früher.

Autor: Ertay Hayit

Ertay Hayit studierte Kommunikationswissenschaften. Er ist Journalist, Verleger und Geschäftsführer einer Werbeagentur und PR-Agentur in Köln. Mehrere hundert Sach- und Ratgeberbücher hat er als Herausgeber oder Verleger betreut. Ungezählt seine Artikel und Beiträge für Zeitschriften oder in den letzten 20 Jahren für Webmagazine. Als Chefredakteur und Verleger betreut er unter anderem diverse Internet-Magazine.

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